Sind wir schon so weit
Herzlich willkommen zurück nach der Sommerpause in meinen Digital Health Notizen! Ich hoffe, Sie hatten eine erholsame Zeit und konnten neue Energie tanken. Schön, dass Sie wieder dabei sind, um mit mir gemeinsam durch die aktuellen Themen der digitalen Gesundheit zu blättern.
Die Temperaturen draußen sind noch sommerlich und drinnen in den Event-Locations legt so langsam die Kongress-Phase der 2. Jahreshälfte los. Sowohl auf dem Europäischen Diabetes-Kongress EASD als auch auf dem Big Bang Health Festival habe ich viele starke Innovationen und inspirierende digitale Lösungen im Gesundheitswesen gesehen. Es ist immer wieder beeindruckend zu erleben, wie kreativ und engagiert die Digital-Health-Community ist.
Doch ein Panel-Titel hat mich besonders zum Nachdenken angeregt: Digitale Gesundheit neu denken. Der Begriff „neu denken“ klingt zunächst nach einem aufregenden und visionären Ansatz, nicht wahr? Doch beim genaueren Hinsehen fragte ich mich: Sind wir in unserer Digital-Health-Blase schon so weit, dass wir von „neu denken“ sprechen, während die Realität im deutschen Gesundheitswesen doch oft ganz anders aussieht?
Die Digitalisierung in unserem Gesundheitswesen steht vielerorts noch am Anfang. Es gibt nach wie vor grundlegende Hürden, die wir überwinden müssen – von komplexen regulatorischen Vorgaben über Finanzierungsfragen bis hin zur oft zögerlichen Akzeptanz bei den Patient:innen und Fachkräften. In vielen Praxen und Kliniken ist der Alltag noch weit entfernt von der schönen neuen Welt digitaler Gesundheit, wie sie uns auf Kongressen und Messen präsentiert wird. Hier rattert noch das gute alte Fax-Gerät, während dort schon enthusiastisch über KI-unterstütze Messanger-Dienste zwischen den einzelnen Akteuren philosophiert wird.
Die Geschwindigkeit, mit der neue digitale Tools und Innovationen auf den Markt kommen, ist ohne Frage faszinierend. In jedem Moment, in dem ich neue Technologien entdecke, spüre ich den unaufhaltsamen Fortschritt. Doch während wir in unserer Community ständig an der nächsten großen Innovation arbeiten, dürfen wir eines nicht aus den Augen verlieren: die Geschwindigkeit, mit der das System und seine Beteiligten in der Lage sind, diese Neuerungen tatsächlich umzusetzen.
Innovationen sind nur so wertvoll, wie ihre Umsetzung in der Praxis. Implementieren ist mindestens genauso wichtig wie innovieren. Was nützen uns die beeindruckendsten digitalen Lösungen, wenn sie in der Realität des Gesundheitswesens nicht ankommen oder mangels Akzeptanz nicht genutzt werden? Es ist ein Balanceakt, den wir uns allen in der Branche immer wieder bewusst machen müssen.
Lassen Sie uns also weiterhin mutig und kreativ in die Zukunft blicken, aber dabei die konkreten Bedürfnisse und Herausforderungen derer, die täglich mit den digitalen Tools arbeiten sollen, nicht vergessen. Nur so können wir die digitale Gesundheit in Deutschland nachhaltig und erfolgreich gestalten.
Ich freue mich, wenn Sie auch in vier Wochen wieder dabei sind, um mit mir durch die spannenden Entwicklungen der digitalen Gesundheit zu streifen – wenn Sie mögen.
Anfrage senden
Ihr Ansprechpartner
Torsten Christann
Managing Partner