8 Antworten zum Thema „Präqualifizierung“ von Dr. Sigrid Bender

01: Dr. Sigrid Bender verantwortet bei Digital Oxygen unter anderem den Bereich Präqualifizierung – aber was ist das eigentlich und warum sollten sich Hilfsmittel-Hersteller damit beschäftigen?

Dr. Sigrid Bender: Rein formell ist die Präqualifizierung ein standardisiertes Verfahren, das die Eignung von Leistungserbringern im Bereich der Hilfsmittelversorgung sicherstellt. Es dient dazu, die ordnungsgemäße und fachgerechte Ausübung des Berufes zu gewährleisten und stellt sicher, dass die Anbieter die notwendigen berufsrechtlichen Voraussetzungen erfüllen. Bevor ein Unternehmen mit Krankenkassen abrechnen kann, muss es diese Eignung vor Vertragsabschluss durch eine Bescheinigung (ein Zertifikat) nachweisen.

02: Welche Vorteile bietet die Präqualifizierung für MedTech-Unternehmen?

Dr. Sigrid Bender: Wie gesagt ist die Präqualifizierung eine zwingende rechtliche Voraussetzung für Verträge mit Krankenkassen und um Produkte direkt an Patient:innen vertreiben zu dürfen. Leistungserbringer profitieren dabei von mehreren Effekten: Zum einen agieren sie als eigenständige Player im deutschen Gesundheitswesen und haben die Chance zum Aufbau wichtiger Beziehungen zu den Entscheidungsträgern bei Krankenkassen. Und zum anderen sind da die Potenziale für Umsatz- und Margensteigerungen. Umsatzsteigerung vor allem durch den Zugang zu neuen Daten: Da präqualifizierte Unternehmen direkt mit den Kassen abrechnen, erhalten sie auch die Rezepte – und diese Daten sind hilfreich für die zielgruppengenaue Vermarktung und die Außendienststeuerung. Margenverbesserungen kommen vor allem zu Stande, weil präqualifizierte Unternehmen nicht mehr zwingend über Distributoren oder Großhändler gehen müssen und Hilfsmittel direkt an die Patient:innen vertreiben können.

03: Gibt es diese theoretischen Vorteile auch tatsächlich in der Praxis? Welche Vorteile haben MedTech-Unternehmen in der Praxis durch die Präqualifizierung schon realisiert?

Dr. Sigrid Bender: Durchaus, ja. Wie die Präqualifizierung sich auswirkt, ist natürlich von Fall zu Fall unterschiedlich: Einige Unternehmen konnten z. B. durch eine Präqualifizierung ihre Margen erheblich verbessern, in einem Fall konnte ein Hersteller den Umsatz sogar verdoppeln – unter anderem durch den Aufbau eines umfangreichen B2C-Kontaktmanagement.

04: Welche Herausforderungen gibt es für Unternehmen im Präqualifizierungsprozess?

Dr. Sigrid Bender: Der Prozess der Präqualifizierung ist komplex und bürokratisch. Unternehmen müssen eine genaue Kenntnis der Anforderungen und der notwendigen Dokumentation haben – und natürliche eine geeignete Akkreditierungsstelle finden. Der Teufel steckt hier im Detail: Vielfach ist es z. B. gerade für große Unternehmen nicht trivial, ihre Produkte dem richtigen Versorgungsbereich zuzuordnen und so die Gruppen-spezifischen Voraussetzungen zu erfüllen.

05: Wie unterstützt Digital Oxygen Unternehmen im Präqualifizierungsprozess?

Dr. Sigrid Bender: Bei Digital Oxygen begleiten wir Unternehmen von der ersten Beratung durch den gesamten Präqualifizierungsprozess und unterstützen auch bei der Implementierung im Unternehmen. Nach dem Präqualifizierungsprozess gibt es über die reine Zertifizierung hinaus noch einiges zu beachten – etwa die Anpassung der Abrechnungsflows oder neue Vertriebsabläufe – einfach, um die Vorteile der Präqualifizierung auch realisieren zu können. Unser Team bringt die notwendige Erfahrung und Expertise mit, um unsere Kund: innen hier von Anfang bis Ende zu unterstützen.

06: Welche gesetzlichen Grundlagen gibt es für die Präqualifizierung und wie hat sich die Regulierung hier bisher entwickelt?

Dr. Sigrid Bender: Früher wurde die Einhaltung der Anforderungen hauptsächlich im Rahmen der Erteilung von kassenrechtlichen Zulassungen geprüft. Die Präqualifizierung wurde mit dem Gesetz zur Stärkung der Heil- und Hilfsmittelversorgung (HHVG) im April 2017 verpflichtend eingeführt. Dieses Gesetz stellt sicher, dass alle Leistungserbringer, die mit einer Krankenkasse einen Vertrag nach § 127 SGB V abschließen möchten, präqualifiziert sind. Die zahlreichen individuellen Eignungsprüfungen vor jedem Vertragsabschluss entfallen damit, was zu einer Arbeitserleichterung für die Krankenkassen geführt hat.

07: Wie sieht die Zukunft der Präqualifizierung im Gesundheitswesen aus?

Dr. Sigrid Bender: Die Präqualifizierung wird auf lange Zeit weiterhin eine zentrale Rolle im Gesundheitswesen spielen – schlicht, weil sie eines der Werkzeuge ist, das eine hochwertige und sichere Versorgung der Patient:innen mit Hilfsmitteln gewährleistet.

08: Welche Tipps gibt es  für Unternehmen, die über eine Präqualifizierung nachdenken?

Dr. Sigrid Bender: Hilfsmittel-Hersteller und MedTechs sollten sich frühzeitig über den Prozess und die Anforderungen informieren. Wenn es hier keine interne Expertise gibt, ist externe Unterstützung meist eine lohnenswerte Option. Externe Präqualifizierungs-Experten haben die notwendige Erfahrung im Präqualifizierungsprozess und haben die meisten Fehler und Fallstricke einfach schon einmal gesehen.

Mehr Informationen zur Präqualifizierung finden Sie hier. 

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